Header DIR Konzept 02

Das DIR® Konzept basiert auf einem mehr stufigen Behandlungsplan, der mit einer zahnärztlichen Funktionsanamnese (ZFA) und einem zahnärztlichen Kurzbefund (ZKB) beginnt. Darauf folgen eine spezielle Funktionsanalyse, die sogenannte Achse-2-Diagnostik, sowie ein umfangreicher zahnärztlicher Funktionscheck mit einer manuell-klinischen Diagnostik und einer weiterführenden instrumentellen Diagnostik. Die abschließenden therapeutischen Maßnahmen gliedern sich in eine temporäre DIR® Schienentherapie und eine Umsetzung des „neuen Bisses“ in eine definitive prothetische Restauration. Das Indikationsspektrum des DIR® Konzepts umfasst sowohl die prothetische Versorgung von Patienten mit dem CMD-Syndrom als auch die Anfertigung von neuem Zahnersatz bei funktionsgesunden Patienten.

Befundung

Innerhalb des DIR® Konzept wird mithilfe der FunktioCheck Pro® Software, die zahnärztliche Vorbefundung dokumentiert. Bei der zahnärztlichen Funktionsanamnese werden die Art der Beschwerden und frühere Arztbesuche aus anderen Fachdisziplinen protokolliert. Beim zahnärztlichen Kurzbefund werden fehlende Eckzahnführung, nicht altersgerechte Abrasion der Zähne im Sinne von Schlifffacetten und Abrasionen bzw. keilförmige Inzisionen, Zahnlockerungsrade, -kippungen und -wanderungen, Gingivarezessionen mit Still-man-Spalten und McCall’sche Girlanden, Schmerzen bei der Muskelpalpation, Kiefergelenkgeräusche sowie Einschränkungen und unsymmetrische Mundöffnungsbewegungen registriert mit dem Ergebnis einer drei gradigen Wahrscheinlichkeitsaussage für das Vorliegen einer Funktionsstörung und einer Empfehlung für eine weiterführende Befundung.

Achse-2-Diagnostik

Die bei einer hohen CMD-Wahrscheinlichkeit durch geführte spezielle Funktionsanalyse, die sogenannte Achse-2-Diagnostik, hat hohe Relevanz für den Erfolg der späteren Therapie, da beim Vorliegen von ursächlich psychosozialen Störfaktoren eine supplementäre oder sogar vollständige Übernahme der Behandlung durch den Psychologen oder Psychiater indiziert ist. Die verschiedenen Formen der Angststörungen sind häufig mit einer veränderten Schmerzwahrnehmung assoziiert und können über eine Graded Chronic Pain Scale und eine Schmerzempfindungsskala objektiv beurteilt werden, wobei in einem Auswertungsbogen eine Bewertung des psychischen Belastungsgrades des Patienten möglich ist.

Manuell-klinische Diagnostik

Die sich anschließende manuell-klinische Diagnostik erlaubt eine Bewertung einer manifesten Arthropathie mit Untersuchung der Kiefergelenkfunktion zum Ausschluss oder einer Bestätigung des Vorliegens einer Diskusperforation oder einer Diskusverlagerung, einer kondylären Osteoarthrose, einer Hypermobilität, einer Kapsulitis oder einer Entzündung der bilaminären Zone. Die morphologischen bzw. strukturellen Umbauvorgänge an den Hartgeweben sollten natürlich radiologisch (MRT) bestätigt werden. Die Bewertung einer manifesten Myopathie erfolgt mit der Durchführung von standardisierten Kaumuskeluntersuchungen mittels des isometrischen Anspannungstestes und der Muskelpalpation.

Instrumentelle Funktionsanalyse

Nach der manuellen Funktionsanalyse folgt die instrumentelle Funktionsanalyse mit dem DIR® System, die auch bei funktionsgesunden Patienten im Rahmen der Prothetikplanung durchgeführt wird. Das elektronische Messverfahren basiert auf dem Pfeilwinkel- bzw. Stützstiftregistrat nach Gerber mit Aufzeichnung der Grenzbewegungen des Unterkiefers unter physiologischem Kaudruck und ohne Okklusionsbezug.

Zentrikposition als Sollbiss

Nach Abschluss der DIR® Messung wird die ermittelte Zentrikposition als sogenannter Sollbiss im Mund des Patienten verschlüsselt, indem der Stützstift unter definiertem Kaudruck in ein Fixierplättchen geführt und Silikon zwischen die Zahnreihen gespritzt wird. Anschließend erfolgt die Übertragung in den Artikulator. Bei der folgenden Modellanalyse wird eine Okklusionsanalyse durchgeführt, wobei die Abweichung der habituellen Okklusion bzw. des aktuellen Ist-zustandes von der zentrischen Okklusion bzw. dem Sollbiss dokumentiert wird.

DIR® Schienentherapie

Auf Basis dieses Ergebnisses wird die entsprechende DIR® Schienentherapie geplant.  Bei den biomechanischen DIR® Schienen werden drei Schienentypen unterschieden. Bei der adjustierten Schiene nach DIR® werden beide Kondylen aus der Kompression genommen. Bei der Entlastungs- oder Entspannungsschiene nach DIR® werden die beiden Kondylen um einen geringen Betrag (1 bis 2 mm) nach anterior oder nach retral versetzt.  Bei der Neuprogrammierungsschiene nach DIR® wird der rechte oder der linke Kondylus geringgradig rotiert und der kontralateral zurückrotiert.  In einer aktuellen MRT-Studie konnte der Nachweis einer Zentrikposition des Kiefergelenks bei der DIR® Schienentherapiegeliefert werden.

Zentrische Kondylenposition

Die zentrische Kondylenposition entspricht der idealen, physiologischen Kondylenposition. Sie ist die okklusionsunabhängige, nicht seitenverschobenen, individuell-dreidimensionale Lage des Kondylus-Diskus-Komplexes in der Fossa mandibularis bei maximaler Muskelrelaxation (Ruhetonus mit Ruhelänge der Muskelfasern) und normaler Breite der bilaminären Zone in der habituellen Ruhe(schwebe)lage des Unterkiefers bei einer Senkung des Unterkiefers (SKD) von etwa 3 mm in anatomische Neutral-Null-Stellung. Dabei liegt der Scheitelpunkt des Kondylus in einer senkrechten Linie unter dem Scheitelpunkt der Fossa mandibularis und der Wendepunkt zwischen der Fossa mandibularis und dem Tuberculum articulare in einer waagerechten Linie vor dem Scheitelpunkt des Kondylus.  Die zentrische Kondylenposition ist demnach muskelgesteuert und kann als Myozentrik bezeichnet werden.  Sie soll nicht als exakte mathematische Position im Sinne einer point centric, sondern als eine biologische Wohlfühlposition im Sinne einer freedom in centric mit einer intra- und interindividuellen Variationsbreite definiert werden.

Tragezeit der DIR® Schiene

Die Tragezeit der jeweiligen DIR® Schiene beträgt mindestens sechs Monate mit einer Kontrollmessung nach drei Monaten. Voraussetzung für die Umsetzung in die definitive prothetische Restauration mit fortlaufender Kontrolle durch den behandelnden Zahnarzt ist sowohl eine vollkommene Beschwerdefreiheit des Patienten als auch eine erfolgreiche Neuprogrammierung der Unterkieferposition im okklusalen Gedächtnis des Patienten.

Die Häufigkeit der CMD liegt bei etwa 8% der gesamten Bevölkerung, wobei nur rund 3% wegen dieser Beschwerden behandlungsbedürftig sind. Im Kleinkindalter sind CMD-Symptome selten anzutreffen, die Häufigkeit steigt aber bis zur Pubertät an. Frauen im gebärfähigen Alter sind wie bei anderen Schmerzerkrankungen deutlich häufiger betroffen als Männer.
Quelle: Wikipedia (Abgerufen: 27. November 2015, 11:12 UTC)

 



DIR Konzept 02

Der erste Schritt: die manuell-klinische Funktionsdiagnostik.

DIR Konzept 03Der zweite Schritt: die instrumentelle Funktionsdiagnostik und Therapie.