Die manuell klinische Funktionsanalyse

Die manuell klinische Funktionsanalyse dient zur Erfassung der funktionellen Befunde im craniomandibulären System, denn Funktionsstörungen werden ohne die professionelle Analyse oftmals nicht richtig erkannt.

Umso wichtiger ist eine Basis für sichere und schnelle Funktionsdiagnostik in der Zahnarztpraxis, die ganz selbstverständlich bei jedem Patienten vor restaurativer und/oder kieferorthopädischer Behandlungsplanung und zur Abgrenzung unklarer Kiefer- und Gesichtsschmerzen und/oder orofazialer Dysfunktionen eingesetzt werden sollte.

Wie sieht eine praxistaugliche Methode aus?

Da verschiedene Ursachen der Beschwerden nach unterschiedlichen Behandlungsansätzen verlangen, ist vor Behandlungsbeginn eine gezielte und eingehende Diagnostik von allergrößter Bedeutung.

1. Welches Diagnosekonzept bringt mich an das gewünschte Ziel?

2. Wie sieht eine professionelle Funktionsprophylaxe in der Praxis aus?

3. Brauch ich weitere diagnostische Maßnahmen?

4. Welche Untersuchungen bringen mir klare und eindeutige Diagnosen?

5. Wie kann ich Funktionsdiagnostik abrechnen?

Sie sollte nicht nur aus einer subjektiven Anamnese bestehen, sondern muss einen klinischen Funktionsstatus einschließen. Denn nur so kann eine sichere Diagnose gestellt werden, die alle wichtigen Anhaltspunkte umfasst. Damit wäre dann die zahnärztliche Verpflichtung zur Durchführung einer klinischen Funktionsanalyse als Grunduntersuchung erfüllt. Eine solche Analyse könnte als gut dokumentierte Entscheidungsgrundlage für einen möglichen Therapieverlauf dienen.

Die Basisuntersuchung steht immer im Vordergrund.

Beim CMD-Screening (CMD-Basisdiagnostik) durchläuft der Patient eine allgemeine zahnärztliche Anamnese mit individuell auszufüllendem digitalen Fragebogen und einem zahnärztlichen Kurzbefund. Gibt es keinen Verdacht auf eine Funktionsstörung, kann die Funktionsanalyse damit abgeschlossen werden.

Bei Hinweisen auf eine Funktionsstörung wie z. B.

–Spannungskopfschmerzen, Migräne, Verspannungen der Rücken- und Nackenmuskulatur, Schmerzen der Kiefergelenke, Tinnitus, Schwindel etc. –

wird der zahnärztliche Check vertieft.

Die manuell klinische Funktionsanalyse dient dazu, Schmerzen, Einschränkungen, Störungen des stomatognathen Systems, Gelenkgeräusche und unterschiedliche Diskusverlagerungen zu differenzieren. Sie liefert umfassende Ergebnisse, die dokumentiert und ausgewertet werden, um eine Initialdiagnose zu erstellen und den weiteren Ablauf der Behandlung zu planen.

Auch wenn private Erstattungsstellen die Übernahme der Analogleistung CMD-Screening gerne verweigern oder die medizinische Notwendigkeit der Leistung nicht ohne weiteres anerkennen, sollte im Hinblick auf die aktuelle Rechtsprechung zur zahnärztlichen Haftung, nicht darauf verzichtet werden.

Die genannten Fragen und Anforderungen haben Zahnärzte mit eigenen Praxen und Fachreferenten gemeinsam mit der Gesellschaft für Funktionsdiagnostikveranlasst, das funktionale Prophylaxeverfahren für alle Zahnärzte praxisgerecht und professionell zu entwickeln. Entstanden ist die einfach anzuwendende Software FunktioCheck Pro®.

Die FunktioCheck Pro® Software ermöglicht Ihnen die schnelle und unkomplizierte manuelle Anamnese durchzuführen und anhand der strukturiert dargestellten Eingaben eine sichere Diagnose zu stellen.

Das DIR®- Konzept

Befundung

Die FunktioCheck Pro® Software dokumentiert, als Teil des DIR®Konzepts, die zahnärztliche Vorbefundung.

Im Rahmen der zahnärztlichen Funktionsanamnese werden die Art der Beschwerden und frühere Arztbesuche aus anderen Fachdisziplinen protokolliert. Beim zahnärztlichen Kurzbefund werden fehlende Eckzahnführung, nicht altersgerechte Abrasion der Zähne im Sinne von Schlifffacetten und Abrasionen bzw. keilförmige Inzisionen, Zahnlockerungsrade, -kippungen und -wanderungen, Gingivarezessionen mit Still-man-Spalten und McCall’sche Girlanden, Schmerzen bei der Muskelpalpation, Kiefergelenkgeräusche sowie Einschränkungen und unsymmetrische Mundöffnungsbewegungen registriert mit dem Ergebnis einer drei gradigen Wahrscheinlichkeitsaussage für das Vorliegen einer Funktionsstörung und einer Empfehlung für eine weiterführende Befundung.

Die bei einer hohen CMD-Wahrscheinlichkeit durchgeführte spezielle Funktionsanalyse, die sogenannte Achse-2-Diagnostik, hat hohe Relevanz für den Erfolg der späteren Therapie und wird über eine Graded Chronic Pain Scale und eine Schmerzempfindungsskala objektiv beurteilt, wobei in einem Auswertungsbogen eine Bewertung des psychischen Belastungsgrades des Patienten möglich ist.

Die sich anschließende manuell-klinische Diagnostik erlaubt eine Bewertung einer manifesten Arthropathie mit Untersuchung der Kiefergelenkfunktion zum Ausschluss oder einer Bestätigung des Vorliegens einer Diskusperforation oder einer Diskusverlagerung, einer kondylären Osteoarthrose, einer Hypermobilität, einer Kapsulitis oder einer Entzündung der bilaminären Zone. Die morphologischen bzw. strukturellen Umbauvorgänge an den Hartgeweben sollten natürlich radiologisch (MRT) bestätigt werden. Die Bewertung einer manifesten Myopathie erfolgt mit der Durchführung von standardisierten Kaumuskeluntersuchungen mittels des isometrischen Anspannungstestes und der Muskelpalpation.


Nach der manuellen Funktionsanalyse folgt die instrumentelle Funktionsanalyse mit dem DIR® System, die auch bei funktionsgesunden Patienten im Rahmen der Prothetikplanung durchgeführt wird. Das elektronische Messverfahren basiert auf dem Pfeilwinkel- bzw. Stützstiftregistrat nach Gerber mit Aufzeichnung der Grenzbewegungen des Unterkiefers unter physiologischem Kaudruck und ohne Okklusionsbezug.

Zentrikposition als Sollbiss

Nach Abschluss der DIR® Messung wird die ermittelte Zentrikposition als sogenannter Sollbiss im Mund des Patienten verschlüsselt, indem der Stützstift unter definiertem Kaudruck in ein Fixierplättchen geführt wird. Anschließend erfolgt die Übertragung in den Artikulator. Bei der folgenden Modellanalyse wird eine Okklusionsanalyse durchgeführt, wobei die Abweichung der habituellen Okklusion bzw. des aktuellen Ist-zustandes von der zentrischen Okklusion bzw. dem Sollbiss dokumentiert wird.